Elektro-Lkws: Die Brummis werden sauber
Wäre es nicht schön, wenn Lkws mit Strom statt Diesel im Tank durch unsere Städte fahren würden? Und übers Land? Sauber und umweltfreundlich? Dieser Wunsch wird nun Realität.
Trucks mit Elektroantrieb: Tesla legt vor
Den Start machte, wie so oft in Sachen E-Mobilität, Elon Musk mit einer großen Show rund um den Tesla Semi Truck. Das futuristisch gestylte Fahrzeug sollte nach seiner Vorstellung im Jahr 2018 eigentlich schon ein Jahr später auf den Markt kommen, Tesla verschob die Einführung aber immer wieder. Mittlerweile ist der Marktstart für 2022 vorgesehen. Kommt der Tesla-Truck, dann wird er eine Reichweite von bis zu 1000 Kilometern haben.
Mercedes und Volvo ziehen nach
Der Weckruf von Tesla zeigte Wirkung. Weitere neue Trucks mit Elektroantrieb wurden angekündigt und drängen nun auf die Straßen. Anfang Oktober 2021 ging der eActros, der erste vollelektrische Laster der Mercedes Lkw-Sparte Daimler Trucks, in Serie. Seine Energie schöpft der Lkw je nach Ausführung aus drei oder vier je rund 105 kWh starken Batteriepaketen. Die maximale Kapazität von 420 kWh bringt den Laster nach Angaben von Daimler Trucks bis zu 400 Kilometer weit. Der eActros lässt sich mit bis zu 160 kW laden. Bevor der e-mobile Lastwagen in Serie ging, wurde er von insgesamt zehn verschiedenen Firmen aus Deutschland und der Schweiz in Sachen Alltagstauglichkeit und Wirtschaftlichkeit getestet.
Volvo Trucks wirft gleich zwei Elektro-Lkw in den Straßenverkehr. Die Serienproduktion des Volvo FL Electric mit bis zu 16,7 Tonnen Gesamtgewicht startete 2019. Der Truck kommt vor allem in der Stadt zum Einsatz, zum Beispiel als Müllwagen oder im Lieferverkehr. Seine Reichweite beträgt je nach Einsatzzweck zwischen 100 und 300 Kilometern. Die Technik stammt zu großen Teilen aus Volvo-E-Bussen. Der Volvo FE Electric ist für schwerere Verteileraufgaben und die Abfallentsorgung in Städten konzipiert. Er verfügt über ein Gesamtgewicht von bis zu 27 Tonnen. Seit der zweiten Jahreshälfte 2019 sind der FL Electric und der FE Electric auf dem europäischen Markt erhältlich. 2022 sollen zudem drei schwere Lkws von Volvo in Serienproduktion gehen.
Kosten für Elektro-Lkw sinken, Leistung steigt
Bis vor Kurzem sei der Einsatz vollelektrischer Antriebe im Lkw noch undenkbar gewesen, vor allem wegen der hohen Kosten für die Batterien und der geringen Reichweite. Inzwischen sei die Technik aber deutlich ausgereifter, heißt es von Daimler Trucks.
Die Mercedes-Tochter erwartet, dass die Kosten für die Batterien eines vollelektrischen Lkw bis 2025 kräftig sinken – bei gleichzeitiger Leistungssteigerung. Das sind gute Nachrichten für all diejenigen Unternehmen, die wegen drohender Dieselfahrverbote in den Städten auf der Suche nach bezahlbaren Alternativen sind.
StreetScooter: klein, aber oho
Kleinere Modelle sind schon auf den Straßen unterwegs. Auf dem Gebiet der E-Mobilität ist die Deutsche Post DHL schon seit einigen Jahren außerordentlich aktiv. Den Transporter StreetScooter gibt es in den unterschiedlichen Varianten „Work“, „Work L“ und „Work XL“.
Zeitweilig sah es so aus, als würde man dem StreetScooter den Saft abstellen. Nachdem die Suche nach einem Partner scheiterte, wollte die Post die Produktion noch in 2020 komplett einstellen. Dann entschied man, den StreetScooter bis mindestens 2022 weiter zu produzieren. Am Ausstieg der Deutschen Post ändere das aber nichts, hieß es. Mittlerweile gibt es einen neuen Investor. Entwickelt wurde der StreetScooter in Aachen.
Auch MAN mischt mit
MAN steigt 2024 in die Serienproduktion von e-mobilen Lkw im Stammwerk München ein. Bereits in Kleinserie angeboten wird der elektrische MAN eTGM, der auf der Basis des MAN TGM entstand. 2018 stellte MAN den kleineren CitE Konzept-Truck vor, auch er fährt elektrisch und soll vor allem in Städten unterwegs sein. Der Hersteller Scania, der wie MAN zur Volkswagen-Tochter Traton gehört, testet einen E-Lkw in Oslo. Bei der Entwicklung von neuen Technologien arbeiten Scania und MAN zusammen – ab 2030 soll bei Scania jedes zweite Fahrzeug mit einem E-Antrieb ausgestattet sein, 2021 soll der letzte Verbrenner auf den Markt kommen. Bei MAN seien die Pläne ähnlich, die letzte Diesel-Lkw-Generation werde im Jahr 2024 vom Band rollen, danach stünden die Zeichen voll auf Elektromobilität, heißt es von Traton.
Null Emissionen in der zweiten Generation von Renault
Seine Z.E (Zero Emission) Reihe bietet Renault seit 2020 mit größeren Akkupaketen an. Insgesamt drei Modelle werden im Stadtverkehr, bei der Warenlieferung und in der Abfallentsorgung eingesetzt. Angeboten werden der Renault Master Z.E., der Renault Trucks D Z.E. und der Renault Trucks D Wide Z 3,5 mit Reichweiten von bis zu 400 Kilometern.
E-LKWs von Fuso
Die Daimler-Tochter Fuso rechnet sich gute Chancen bei elektromobilen Lastwagen aus. Ihr Fahrzeug mit dem Namen eCanter wird in Japan und Portugal in Kleinserie gebaut. Die beweglichen Kleinlaster mit bis zu dreieinhalb Tonnen Nutzlast kommen gut 100 Kilometer weit – und eignen sich damit bestens für den Einsatz in der Stadt.
Seit Anfang 2020 wird der E-Lkw mit individuellen Batteriesätzen von drei bis sechs Batteriesets à 14 kWh ausgeliefert. Damit lässt sich der eCanter an die individuellen Kundenbedürfnisse in puncto Reichweite, Preis und Gewicht anpassen. Im Vergleich zu einer konventionellen Dieselversion lassen sich so bei den Betriebskosten bis zu 1.000 Euro auf 10.000 Kilometer einsparen. Fuso will schon bald auch einen schweren Lkw mit einer Reichweite von bis zu 350 Kilometern und bis zu elf Tonnen Zuladung bauen.
Im Land der E-Trucks
In den USA kündigen viele Nutzfahrzeughersteller an, auf Elektro umzusatteln, wie beispielsweise die VW-Tochter Navistar. 2020 präsentierte der US-Hersteller den Prototypen eMV, seit Herbst 2021 kann der E-Truck geordert werden. Ein weiterer E-Truck aus dem Land der Freiheit steht ebenfalls in den Startlöchern. Das in Salt Lake City beheimatete Unternehmen Nikola arbeitet an Elektro-Lkws mit enormen Reichweiten. In Zusammenarbeit mit dem Autozulieferer Bosch arbeitet Nikola an zwei Trucks mit Elektroantrieb namens One und Two. Im Unterschied zu anderen E-Brummis wird nicht auf Akkus, sondern auf Wasserstoff gesetzt. Mit einer Tankladung sollen bis zu 1900 Kilometer möglich sein. Den Marktstart der Reichweiten-Wunder plant Nikola für 2023.
Ebenfalls noch für 2021 ist der Start der Kleinserienfertigung des Batterie-elektrischen Nikola Tre in Ulm geplant. Dieser Laster ist für Europa bestimmt.
Förderung Elektro-LKW
Die Bundesregierung unterstützt die Anschaffung von Batterie-, Brennstoffzellen- und von außen aufladbaren (Oberleitungs-)Hybridelektro-Lkw ab Herbst 2021 durch eine Kaufprämie. Sie beträgt 80 Prozent der Mehrausgaben für diese umweltfreundlichen Nutzfahrzeuge gegenüber Diesel-LKWs. Im Zusammenhang mit der Fahrzeugbeschaffung kann auch die dazugehörige Ladeinfrastruktur gefördert werden.