Woher kommt eigentlich der Strom für die E-Autos?
Die Verkehrswende kommt voran: Immer mehr saubere Elektroautos fahren auf Deutschlands Straßen. Aber woher kommt eigentlich der Strom dafür? Wir haben nachgeschaut.
Bis 2020 eine Million E-Autos auf deutschen Straßen. Die Pläne der Bundesregierung erschienen bereits 2018 illusorisch. Im Januar 2020 waren es 136.617 E-Autos. Die Bundesregierung hält weiter an dem Ziel fest, bis 2030 sollen bereits sechs Millionen Elektroautos über Deutschlands Straßen rollen.
Strom für Elektromobilität: Woher nehmen?
Vollkommen ausgeblendet dabei scheint die Frage, woher eigentlich der ganze Strom kommen soll, der die Fahrzeuge antreibt. Wissenschaftler des Öko-Instituts in Freiburg haben berechnet, dass durch die Elektromobilität im Jahr 2030 eine zusätzliche Stromnachfrage von etwa elf Terawattstunden entsteht. Dies entspricht etwa zwei Prozent des heutigen Gesamtstromverbrauchs in Deutschland. Die Unternehmensberater von McKinsey rechnen mit einer Steigerung der Stromnachfrage durch E-Autos um 1 Prozent bis 2030, selbst im Jahr 2050 sollen nur rund 6,5 Prozent der gesamten Stromnachfrage von Elektroautos stammen.
Wenn die Deutschen emissionsfrei E-Autos fahren wollen, muss der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommen. Den bekommt nur, wer ihn ausdrücklich über einen Ökostromtarif bestellt. Ansonsten fließt aus der Steckdose der deutsche Strommix, dessen Anteil erneuerbarer Energien 2018 erstmals über 40 Prozent gestiegen ist. Die restlichen 60 Prozent stammen aus Braun- und Steinkohle, Erdgas sowie Kernkraft.
Aber die Aufgabe, Elektroautos günstig mit Strom zu versorgen, erscheint lösbar, denn schließlich gibt es heute bereits zeitweise jede Menge überschüssigen Strom aus regenerativer Produktion. Und der lässt sich in den Batterien der Elektroautos speichern.
Beispiel: E-Auto-Besitzer mit eigener Photovoltaikanlage können den selbst produzierten Strom, den sie nicht im Haushalt verbrauchen, temporär in ihrem Auto speichern. An die häusliche oder regionale Energieversorgung angedockt, kann das Auto zukünftig sogar das Stromnetz entlasten – indem es den Strom wieder ans Netz abgibt, wenn der Energiebedarf besonders hoch ist.
Neue Netze braucht das Land
Je erfolgreicher die Mobilitätswende, desto mehr Ökostrom braucht Deutschland. Das heißt viele neue Solarparks und -anlagen, vor allem aber große On- und Offshore-Windparks. Gebaut werden sie hauptsächlich im Norden, also dort, wo häufig der Wind weht.
Um den dort produzierten Strom zu transportieren, braucht es ein modernes Stromnetz, das den veränderten Anforderungen in allen Belangen gewachsen ist: Trassen, die den Strom von Nord nach Süd transportieren, und natürlich auch viele kleine Leitungen, die ihn weiterverteilen bis hin zu den Ladesäulen und Wallboxes, an denen die E-Autos tanken.
Nach Schätzung der Nationalen Plattform Elektromobilität sind allein für die ursprünglich geplante eine Million E-Autos rund 70.000 Ladepunkte und gut 7100 Schnellladesäulen erforderlich. Anfang Mai 2020 gab es laut Ladesäulenregister 23.840 Ladepunkte in Deutschland, es gibt also noch enormen Nachholbedarf. Die größte Herausforderung bei dem Projekt besteht allerdings darin, das Stromangebot mit dem Bedarf zu synchronisieren. Entscheidend ist nicht unbedingt die Zahl der E-Autos, sondern die Menge gleichzeitiger Ladevorgänge in Kombination mit der aktuellen Netzsituation. Hier könnten die Speicher der E-Autos zum Einsatz kommen.
Anstrengende Aufgabe
Der Klimaschutzplan 2050 besagt, dass Deutschland im Jahr 2050 weitgehend CO2-neutral sein soll. Das bedeutet, dass bis dahin möglichst die ganze Fahrzeugflotte ausgetauscht sein sollte. Um den Strom zu produzieren, den die Elektroautos dann benötigen – Anfang 2019 gab es allein rund 45 Millionen Pkw im Land –, braucht es viele weitere Anstrengungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien.